Multiple Sklerose

Vielfalt der Symptome

Ein einheitliches Krankheitsbild gibt es bei der MS nicht. Die Entzündungen im zentralen Nervensystem (ZNS) können sich auf unterschiedlichste Weise bemerkbar machen und vielfältige Krankheitszeichen auslösen. Die MS macht sich bei jeder und jedem Betroffenen in unterschiedlicher Weise bemerkbar. So ist es durchaus möglich, dass Sie nur einzelne der hier beschriebenen Symptome an sich feststellen. Wie sich die MS äussert, hängt von der Lokalisation der Entzündungsherde (Läsionen) im Gehirn und Rückenmark ab. Einige Symptome treten dabei häufiger, andere eher selten auf. Zu Beginn der MS bilden sich die auftretenden Beeinträchtigungen meist vollkommen oder bis auf geringfügige verbleibende Beschwerden zurück. Im Verlauf der Erkrankung können bereits bestehende MS-Symptome aber auch fluktuieren, d. h. kommen und gehen.

GUT ZU WISSEN

Uhthoff-Phänomen
Hitze und MS vertragen sich oft nicht besonders gut. Heisse Bäder, Sauna oder Ferien in sehr warmen Regionen sind für MS-Betroffene eher weniger geeignet. Bei Hitze können sich MS-Symptome verschlechtern. Man spricht hier vom Uhthoff-Phänomen. Ihm liegt eine Erhöhung der Körpertemperatur zugrunde. Als Ursache wird eine temperaturbedingte Verschlechterung der Leitfähigkeit geschädigter Nervenbahnen angenommen. Spezielle Kühlwesten und inzwischen auch Kühlhosen helfen, die Körpertemperatur niedrig zu halten. Achten Sie generell auf Funktionskleidung, die den Wärme- und Feuchtigkeitstransport gewährleisten kann.

Symbol der Flagge
Symbol der Flagge
Symbol der Flagge

Beispiele für Symptome je nach Lokalisation der
Entzündungsherde im Gehirn oder Rückenmark

1
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Sehnerv

  • Sehstörungen
2
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Grosshirn

  • Fatigue und Depressionen
  • Konzentrationsschwäche
  • Kognitive Störungen
3
3
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Kleinhirn

  • Sprachstörungen
  • Koordinationsstörungen
4
4
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Hirnstamm

  • Sprechstörungen
  • Schluckstörungen
  • Doppelbilder
5
5
5

Rückenmark

  • Sensibilitätsstörungen
  • Spastiken
  • Tremor
  • Darm- und Blasenfunktionsstörungen
  • Sexuelle Funktionsstörungen
Beispiele für Symptome je nach Lokalisation der Entzündungsherde im Gehirn oder Rückenmark
Beispiele für Symptome je nach Lokalisation der Entzündungsherde im Gehirn oder Rückenmark
Beispiele für Symptome je nach Lokalisation der Entzündungsherde im Gehirn oder Rückenmark

Sehstörungen

Sehstörungen gehören häufig zu den frühen Symptomen und beruhen auf entzündlichen Prozessen im Bereich des Sehnervs (Optikusneuritis), der ebenfalls Teil des ZNS ist. Sie äussert sich vorwiegend durch einen Verlust von Sehschärfe, oft in Verbindung mit Augenbewegungsschmerz. Häufig ist nur ein Auge von der Entzündung betroffen. Sehstörungen können in unterschiedlicher Form auftreten:

Schlechte Sehstärke
Schlechte Sehstärke
Schlechte Sehstärke

Sehstörungen können sich wieder vollständig zurückbilden.

Doppelbilder
Doppelbilder
Doppelbilder

Doppelbilder

Verschwommenes oder unscharfes Sehen
Verschwommenes oder unscharfes Sehen
Verschwommenes oder unscharfes Sehen

Verschwommenes oder unscharfes Sehen

Lichtwahrnehmungen wie Blitze
Lichtwahrnehmungen wie Blitze
Lichtwahrnehmungen wie Blitze

Lichtwahrnehmungen wie Blitze

Lichtempfindlichkeit
Lichtempfindlichkeit
Lichtempfindlichkeit

Lichtempfindlichkeit

Gesichtsfeldausfälle
Gesichtsfeldausfälle
Gesichtsfeldausfälle

Gesichtsfeldausfälle
(fleckenförmige und blinde Stellen)

Sensibilitätsstörungen
Sensibilitätsstörungen
Sensibilitätsstörungen

Sensibilitätsstörungen
Bei etwa einem Drittel der Betroffenen macht sich die MS anfangs durch verschiedene Sensibilitatsstörungen bemerkbar. Darunter versteht man ein neurolo gisches Sym-ptom in Form einer veränderten Wahrnehmung von Sin-nesreizen. Typisch bei MS sind sogenannte Parästhesien. Das kann ein Kribbeln, ein pelziges Gefühl oder ein Taub-heitsgefühl sein oder auch Störungen bei der Wahrneh-mung von Wärme und Kälte. Häufig treten Missempfin-dungen bei Schüben auf.

Muskelschwäche und Lähmungs erscheinungen
Muskelschwäche und Lähmungs erscheinungen
Muskelschwäche und Lähmungs erscheinungen

Muskelschwäche und Lähmungs erscheinungen
Wenn Befehle aus dem ZNS nicht mehr oder nur vermin-dert bei den Muskeln ankommen, kann es zu einer Muskel-schwäche kommen. Insbesondere Arme und Beine fühlen sich schwer und kraftlos an. Ungefähr zehn Prozent der MS-Betroffenen ist mit einem Gefühl der Kraftlosigkeit, häufig in den Beinen, konfrontiert. Der Verlust von Muskel-kraft kann bis zu Lähmungserscheinungen führen.

Spastizität
Spastizität
Spastizität

Spastizität
Das Wort «spasmos» kommt aus dem Griechischen und bedeutet Krampf. Als Spastik bezeichnet man eine erhöhte Eigenspannung der Muskeln. Diese kann kurzfristig auftre-ten oder dauerhaft vorliegen.

Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen
Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen
Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen

Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen
Bei fast 20 Prozent der Betroffenen äussert sich die MS anfangs zunächst durch Geh- und Gleichgewichtsstörungen.

 

Zu den Koordinationsstörungen zählen auch motorische Schwierigkeiten, die sich z. B. durch unwillkürliches Zittern (Tremor) oder eine Störung von willkürlichen Bewegungsabläufen (Dysmetrie) äussern. Auch eine Gangunsicherheit kann die Folge sein.

 

Störungen der Bewegungskoordination werden unter Ataxie zusammengefasst.

Probleme mit Blase und Darm
Probleme mit Blase und Darm
Probleme mit Blase und Darm

Probleme mit Blase und Darm
Im Verlauf der MS können mitunter Blasenfunktionsstörungen auftreten. Dazu gehören häufiger Harndrang, Inkontinenz oder Probleme, die Blase komplett zu entleeren. Durch die unvollständige Leerung der Blase (Restharnbildung) steigt die Gefahr von Harnwegsinfektionen.

 

Eine Stuhlinkontinenz ist bei MS wesentlich seltener. Es wird dagegen eher von Darmträgheit und Verstopfung berichtet.

Tremor
Unter Tremor versteht man ein Zittern, häufig zum Beispiel der Hände oder des Kopfes. Man unterscheidet verschiedene Formen des Tremors – abhängig davon, wann der Tremor auftritt, z. B. Ruhetremor als Zittern in Ruhestellung oder Aktionstremor, wenn das Zittern beim Ausführen von Bewegungen auftritt. Bei MS handelt es sich in der Regel um einen Intentionstremor. Hier tritt das Zittern bei einer Zielbewegung auf, zum Beispiel beim Heranführen des Zeigefingers an die Nasenspitze. Dabei wird das Zittern stärker, kurz bevor der Finger die Nase berührt.

Dysmetrie
Eine Dysmetrie kann sich in einer Zielunsicherheit äussern. Entfernungen beim Greifen eines Gegenstands werden falsch bemessen. Die Bewegung erfolgt zu kurz oder zu weit. Zudem kann die Bewegung auch zu stark oder zu schwach ausfallen, also zu festes oder zu schwaches Greifen.

Finger-Nase-Versuch
Finger-Nase-Versuch
Finger-Nase-Versuch
Sexuelle Funktionsstörungen
Sexuelle Funktionsstörungen
Sexuelle Funktionsstörungen

Sexuelle Funktionsstörungen
Die MS-bedingte Schädigung der Myelinschicht kann auch die Weiterleitung von Nervenimpulsen, die sexuelle Reize vermitteln, behindern. Dadurch kann die Lust auf Sexualität (Libido) nachlassen. Bei Männern können Erektionsstörungen vorkommen, bei Frauen eingeschränkte Empfindungen im Genitalbereich.

 

Auch MS-Symptome wie Blasen- und Darmstörungen, Fatigue oder Depression können einen Einfluss auf das Sexualleben haben. Scheuen Sie sich nicht, Ihren Arzt anzusprechen.

Sexuelle Funktionsstörungen
Sexuelle Funktionsstörungen
Sexuelle Funktionsstörungen
Schmerzen
Schmerzen
Schmerzen

Schmerzen
Ein Grossteil der von MS Betroffenen leidet unter Schmerzen. Diese können anfallsartig auftreten wie bei der Trigeminusneuralgie (Gesichtsschmerz), dem Lhermitte-Phänomen (elektrisierendes Gefühl in Rumpf und Gliedmassen) oder bei bestimmten Augenschmerzen. Schmerzen können aber auch in Form von weniger heftigen dauerhaften Missempfindungen auftreten, wie Brennen an den Fusssohlen oder ein Panzergefühl um den Brustkorb. Man unterscheidet zwischen Schmerzen, die direkt von der MS verursacht werden, und Schmerzen als indirekte Folge der MS, wenn z. B. Muskelschwäche oder Spastik zu Fehlhaltungen führt und Gelenke, Bänder und Sehnen unphysiologisch belastet werden.

Kognitionsstörungen
Kognitionsstörungen
Kognitionsstörungen

Kognitionsstörungen
Kognitionsstörungen können bei MS in allen Phasen der Erkrankung auftreten. Die Aufmerksamkeit kann verringert sein, ebenso die Merkfähigkeit. Informationen können unter Umständen langsamer verarbeitet werden, insbesondere die Fähigkeit, Neues zu erlernen, kann eingeschränkt sein. Auch die räumlich-visuelle Wahrnehmung kann beeinträchtigt sein. Es können Schwierigkeiten auftreten, komplexe Probleme gedanklich zu erfassen.

Stimmungstiefs
Stimmungstiefs
Stimmungstiefs

Stimmungstiefs
Mitunter kann MS eine verminderte seelische Belastbarkeit, mangelnden Antrieb oder auch Depressionen und Angstzustände mitbedingen.

Fatigue
Fatigue
Fatigue

Fatigue
Fatigue ist bei der Mehrheit der Patienten ein dominierendes Symptom. Fatigue bezeichnet eine stark ausgeprägte Form der Müdigkeit und Erschöpfung. Sie äussert sich in mangelnden Energiereserven oder durch ein extremes Ruhebedürfnis, das nicht im Verhältnis zu den vorausgegangenen Aktivitäten steht. Oft tritt sie sehr plötzlich auf.

 

Fatigue kann auf körperlicher und geisteiger Ebene auftreten, oftmals treten Beeinträchtigungen in beiden Systemen auf.

Fatigue – Checkliste für Betroffene

Welche Symptome können auftreten?

  • übermässiges Gefühl der Erschöpfung
  • rasche Ermüdung
  • verminderte Belastbarkeit

Zusätzliche typische Symptome, die für eine Fatigue sprechen können:

  • allgemeine Schwäche oder Gliederschwere
  • Konzentrationsstörungen aufgrund von Erschöpfung
  • schwankende Motivation, normalen Alltagsaktivitäten nachzugehen
  • Schlaflosigkeit oder übermässiges Schlafbedürfnis
  • Unwohlsein nach körperlicher Anstrengung

MS-bedingte Symptome, die ihrerseits zu einer vermehrten Müdigkeit führen können:

  • MS-bedingte Schlafstörungen
  • Geh- und Sehstörungen
  • hohe Temperaturen (Uhthoff-Phänomen)
  • Depressionen und MS-bedingte psychische Belastungen
  • Nebenwirkungen einiger Medikamente
  • Inaktivität
Fatigue
Fatigue
Fatigue